Als der Heiland mit Petrus die Welt bereiste, kam er auch in die Alpen, wo der Meister alle Kranken gesund machte. Hinter der Hand fragte Petrus das Volk, welchen Wunsch sie noch hätten, damit er den Herrn in ihrem Namen um dessen Erfüllung bitten könne. Die Leute hätten nun gerne in den Tälern statt der Gletscher Felder und Wiesen gehabt und taten es dem Jünger zu wissen. Dieser lief zum Meister und trug ihm die Bitte vor – und der Bitte folgte die Tat. Wo früher Schnee und Eis war, dehnten sich herrliche Felder aus, auf denen der Herr üppige Pflanzen spriessen liess. Weil die kühlen Firne verschwunden waren, wurde es aber viel heisser in Berg und Tal, und die Gräser wurden rot und dürr unter den Strahlen der Sonne.
Da sollte der Meister nun wieder helfen. Bevor er weiterzog, fragte er das Volk, ob sie noch eine Bitte hätten. Dieses teilte ihm die neue Plage mit und bat um Hilfe. Der Herr sprach: «Die Sache ist sehr einfach, das Land muss gewässert werden. Soll ich es tun, oder wollt ihr es tun?» Alle sagten: «Herr, du hast bis anhin weise an uns getan, walte und schalte du auch weiter!» Nur die Walliser blieben stumm und kamen nicht aus dem Sinnen und Wägen. Hinter des Herrn Rücken schlich Petrus zu den Wallisern, tupfte ihnen auf die Schultern und sprach: «Lasst nur getrost den Herrn walten, er meint es gut mit euch und wird es schon verstehn; denn er ist ja sozusagen selbst ein Walliser!» «Was, ein Walliser ist er? Aber wie will er dann das Wässern besser verstehen als wir? Nein, nein, da dem so ist, wässern wir selbst.» Seit dieser Zeit wässert in der übrigen Schweiz der Heiland, im Wallis aber wässern die Walliser selbst.Quelle: Wandern an sagenhaften Suonen